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Datum: 28.04.2023

ADFC-Fahrradklima-Test: Plön in Schleswig-Holstein auf Platz 1

Über 10.000 Menschen haben in Schleswig-Holstein am 10. Fahrradklima-Test, der Befragung zur Fahrradfreundlichkeit der Städte, teilgenommen. Sie haben damit 52 Städte und Gemeinden in Schleswig-Holstein in die Wertung des deutschlandweiten Rankings gebracht. Plön wird fahrradfreundlichste Kommune, Kiel und Geesthacht halten ihre Spitzenpositionen. Wenig Bewegung bei den Radfördermaßnahmen der Kommunen zu verzeichnen.

Kiel, 24.04.2023 - Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) hatte im Herbst 2022 zur Bewertung der Städte anhand eines Fragebogens mit 27 Fragen aufgefordert. Daran haben sich deutschlandweit 245.000 Menschen beteiligt, in Schleswig-Holstein haben über 10.000 Menschen an der Umfrage teilgenommen.

„Immer mehr Menschen setzen im Alltag aufs Fahrrad, das zeigt auch der ADFC-Fahrradklima-Test“, stellt Stephanie Meyer, Landesvorsitzende des ADFC Schleswig-Holstein, fest: „Leider zeigt unsere Erhebung auch, dass dies bei den Verantwortlichen in Politik und Verwaltung der Kommunen noch nicht überall angekommen ist. Denn in vielen Kommunen ist weiterhin sehr viel Luft nach oben!“

Die Bürger*innen haben 2022 zum 10. Mal die Fahrradfreundlichkeit ihrer Kommune bewertet, am Ende ergibt sich für jeden Ort aus den 27 Fragen eine Schulnote. „Mehr als befriedigend hat jedoch weiterhin keine Kommune abgeschnitten“, fasst Meyer die Ergebnisse für Schleswig-Holstein zusammen. Es gebe jedoch einige Kommunen, die sich auf den Weg machen - was auch von den Bürger*innen honoriert wurde.

In Schleswig-Holstein: Plön fahrradfreundlichste Kommune, Kiel sichert Platz 2

„Plön war in den letzten Tests bereits auf den vorderen Plätzen und darf sich mit einer 3,2 nun über Platz 1 freuen“, so Meyer und führt aus: „In Plön haben wurden der Ausbau des Fahrradverleihsystems Sprottenflotte, aber auch die gute Erreichbarkeit des Stadtzentrums gelobt. Wichtig war und ist aber auch, dass die Verwaltung und der ehemalige Bürgermeister öffentlich für das Radfahren geworben haben.“ Gleiches Engagement hat wohl dazu geführt, dass Kiel seinen Platz 2 für Schleswig-Holstein mit einer 3,4  gehalten hat. Auch im bundesweiten Vergleich sicherte die Landeshauptstadt erneut Platz 4 in ihrer Stadtgröße.

Siegerkommunen punkten mit Aufbruchsstimmung fürs Fahrrad

Die Schleswig-Holsteinische Siegerkommune Geesthacht (3,46) konnte sich im Vergleich noch Platz 3 sichern, Platz 4 ging an Großhansdorf (3,57) und Platz 5 an Norderstedt (3,61).

„Allen Siegerkommunen ist gleich, dass die Bürger*innen hier eine Aufbruchsstimmung für das Radfahren wahrnehmen. Wichtig für dieses Gefühl ist auch, dass erste sichtbare Maßnahmen zur Verbesserung der Radverkehrsinfrastruktur umgesetzt wurden“, betont Stephanie Meyer und führt aus: „Dabei ist erst einmal egal, ob es sich dabei um die Errichtung von Fahrradabstellanlagen, die Einrichtung von Fahrradstraßen oder den Ausbau der Radwege handelt!“

Erreichbarkeit und Sicherheitsgefühl sorgen für gute Noten

„Die Schleswig-Holsteiner*innen sehen gute Voraussetzungen für eine zufriedenstellende Fahrradinfrastruktur in ihren Kommunen“, analysiert Meyer die Testergebnisse: „Viele Ortszentren sind bereits gut mit dem Fahrrad erreichbar, und die Atmosphäre animiert Jung und Alt aufs Fahrrad zu steigen. Nun brauchen wir auch flächendenkend die entsprechenden Wege, damit auch die schwächsten Verkehrsteilnehmer*innen sicher unterwegs sein können!“

Bei den Einzelfragen vergaben die Schleswig-Holsteiner*innen für die Erreichbarkeit der Ortszentren (Durchschnitt 2,61) die beste Note, gefolgt von einem Gefühl, das Radfahren für Jung und Alt möglich sei (Durchschnitt 2,91), gute Noten erhielten Kommunen auch für die Öffnung von Einbahnstraßen für den Radverkehr (Durschnitt 3,14).

Schlechte Noten für Radwegebreiten und -Oberflächen

Abgestraft wurden die Kommunen jedoch für die wenig befriedigende bis mangelhafte Radwege. „Die Bürger*innen wollen Radfahren, und das natürlich auch auf ausreichend breiten Radwegen mit guter Oberfläche.“, betont Stephanie Meyer: „Niemand steigt aufs Fahrrad, wenn er dann über handtuchbreite und unebene Radwege fahren müsste. Hier haben viele Kommunen noch dringenden Nachholbedarf!“

Im Durchschnitt erhielten die Kommunen für die Breite ihrer Radwege nur eine 4,96, dicht gefolgt von der mangelhaften Oberfläche (4,85). Auch würden die Fahrradfahrer*innen bei der Einrichtung von Baustellen nicht umfassend mitgedacht (4,75).

Schwerpunkt „Ländlicher Raum“: Noch viel Luft nach oben

Nachholbedarf gibt es auch im ländlichen Raum. In kleinen Orten und Gemeinden sind zwar die Grundbedingungen zum Radfahren besser, es gibt mehr Platz und innerhalb der Orte kurze Wege. Dennoch ist das Fahrradklima dort nicht gut (Note 3,8). Weniger als die Hälfte der Teilnehmenden gab an, dass Nachbarorte direkt und komfortabel zu erreichen sind (44 Prozent). Nur rund ein Drittel der Befragten fühlt sich zwischen Orten vor Unfällen sicher (36 Prozent).

ADFC-Fahrradklima-Test zeigt dringenden Handlungsbedarf auf

Besonders die schlechten Bewertungen für Breite und Oberfläche in den Kommunen zeigt auf, dass die Radverkehrsinfrastruktur vor Ort flächendeckend ausgebaut werden muss. „Die Menschen wollen mehr Radfahren, das zeigt der ADFC-Fahrradklima-Test wieder sehr eindrücklich. Aber nur, wenn endlich geeignete Rahmenbedingungen geschaffen werden“, betont Stephanie Meyer und fordert: „Jede Kommune muss vor Ort prüfen, wie sie ihren Beitrag zur zügigen Verkehrswende leisten kann. Die Zeit des Autos ist vorbei, in Zeiten einer weiter eskalierenden Klimakrise kann das Fahrrad einen wichtigen Beitrag zur CO2-Einsparung leisten – aber nur, wenn endlich die Infrastruktur großflächig ausgebaut wird!“

Zahlen und Fakten zum ADFC-Fahrradklima-Test

Der ADFC-Fahrradklima-Test ist die größte Umfrage zur Zufriedenheit der Radfahrenden weltweit. Er wird vom Fahrradclub ADFC alle zwei Jahre mit Unterstützung des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr durchgeführt und fand 2022 zum zehnten Mal statt. Rund 245.000 Radfahrerinnen und Radfahrer haben im Herbst 2022 abgestimmt, 1.114 Städte kamen in die Wertung. Damit fundierte Ergebnisse erzielt werden können, müssen je nach Stadtgröße mindestens 50, 75 oder 100 Abstimmungsergebnisse vorliegen. Die Umfrage ist offen für alle, richtet sich jedoch speziell an die Radfahrenden und ist deshalb nicht repräsentativ für die Bevölkerung. Die Ergebnisse des Tests haben durch die breite Bürgerbeteiligung jedoch hohe Aussagekraft und können Kommunen helfen, das Angebot für Radfahrende gezielt zu verbessern. 

Alle Ergebnisse zum Fahrradklima-Test im Detail finden Sie hier.