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Auszug - Abschlussbericht und Verabschiedung des Umweltbeauftragten der Stadt Plön, Herrn Achim Kuhnt  

Sitzung der Ratsversammlung der Stadt Plön
TOP: Ö 8
Gremium: Ratsversammlung der Stadt Plön Beschlussart: zur Kenntnis genommen
Datum: Mi, 24.03.2021 Status: öffentlich/nichtöffentlich
Zeit: 19:00 - 20:37 Anlass: Sitzung
Raum: Aula am Schiffsthal
Ort: Am Schiffsthal 10, 24306 Plön
VO/RV/2020/2153 Abschlussbericht und Verabschiedung des Umweltbeauftragten der Stadt Plön, Herrn Achim Kuhnt
   
 
Status:öffentlichVorlage-Art:Verwaltungsvorlage
Federführend:Fachbereich 3 - Klimaschutz, Liegenschaften, Schulverband   
 
Wortprotokoll

Beratungsverlauf:  

 

Nach sechzehnjähriger Tätigkeit als ehrenamtlicher Umweltbeauftragter der Stadt Plön verabschiedet sich Herr Kuhnt nunmehr von der Ratsversammlung. Er nutzt diese Gelegenheit, um die Dringlichkeit und Wichtigkeit einer sorgsamen Umweltplanung für die Stadt Plön nahezulegen. Das Stadtgebiet ist eine Insel, umgeben von dutzenden von Seen und eingebettet in eine zauberhafte Naturlandschaft. Aus dieser besonderen Lage bezieht Plön seine absolute Einmaligkeit; somit sollten Veränderungen im Orts- und Landschaftsbild auch besonders behutsam angegangen werden. Er ist daher sehr froh, dass während seiner Amtszeit das Projekt „Seewiesen“, in seiner ursprünglichen Planung mit künstlichen Seen, am Ende nicht realisiert worden ist. Eine Erweiterung der Ortslage, um Neubau- oder gar Gewerbegebiete hätte für Plön fatale Folgen. Er hat deshalb auch immer die Verdichtung der Innenstadt unterstützt, auch wenn es ihm manchmal schwer gefallen ist, denn Innenstadtverdichtung bedeutet auch immer einen Verlust an innerstädtischem Grün, an Gehölzen und Biotopflächen. Umso wichtiger ist es, die verbliebenen Flächen sorgsam zu überplanen. Wenngleich die während seiner Amtszeit aufgestellten und geänderten Bebauungspläne im Hinblick auf Natur- und Umweltschutz nicht immer von Erfolg gekrönt waren, z. B. im Neubaugebiet Düvelsbrook, so möchte er dennoch dafür plädieren, eine detaillierte Bauplanung durchzuführen. In einem aktuellen Fall gilt dies für den Kieler Kamp. Hierbei handelt es sich um ein Areal mit einem herausragenden Naturpotenzial, welches durch das geplante B Plan Verfahren geschützt und gesichert wird. Er begrüßt den Entschluss der Stadt, das Verfahren weiterhin durchzuhren. Er betont in diesem Zusammenhang, wie wichtig die Verankerung des Natur- und Umweltschutzes in den jeweiligen Planungsprozessen ist. Er hat oft erlebt, dass bei Bauanträgen nur bestehende oder geplante Gebäude oder Gebäudeteile auf den Planzeichnungen eingetragen wurden. Gehölze oder andere wichtige Landschaftsbestandteile wurden hingegen wissentlich oder unwissentlich verschwiegen. Hier gilt es, die Beteiligung der Umweltplanung und ggf. der Umweltfachkraft und der Umweltbeauftragten in den Planungs- und Genehmigungsprozess dauerhaft einzubinden. Das Beispiel Ulmenstraße 42, mit dem dort gefundenen Kompromiss, statt sechs Birken nur noch eine zu fällen zeigt, dass es unbedingt ratsam ist, den Umweltschutz von vornherein in die Planung miteinzubeziehen und nach einer tragfähigen Lösung zu suchen. In der Tat benötigen unsere Gehölze unsere besondere Aufmerksamkeit. Leider steht es um den Baumbestand in Plön nicht sonderlich gut. Viele Eschen leiden unter dem Eschentriebsterben, das durch einen winzigen Staubpilz verursacht wird. Leider wird von dieser Krankheit auch der Wurzelbereich befallen, so dass trotz äerlicher Unauffälligkeit, diese Bäume umsturzgefährdet sind, und häufig nur eine Fällung oder Kappung bleibt. Viele unserer letzten verbliebenen Ulmen wurden und werden in kürzester Zeit vom Ulmensplintkäfer dahingerafft. Auch die Kastanienbäume leiden unter vielen Schädlingen. Hinzu kommen die außergewöhnlich trockenen Sommer der vergangenen Jahre. Er wirbt deshalb eindringlich dafür, die Plöner Baumschutzsatzung zum Schutz unserer Bäume im Ortsrecht bestehen zu lassen. Er bittet gleichzeitig die Plöner Bürgerinnen und Bürger darum, den Gehölzbestand ihrer Grundstücke weitgehend zu wahren und dort, wo es möglich ist, weitere Bäume zu pflanzen. Bäume in der Stadt haben einen unschätzbaren Wert im Hinblick auf die innerstädtische Fauna, auf die Luftreinhaltung und letztlich auch auf die CO² - Bilanz. Hinsichtlich der CO² - Vermeidung zeigt er sich erfreut darüber, dass die Stadt einen hauptamtlichen Klimamanager eingestellt hat. Er bedankt sich bei diesem für seine Unterstützung bei dem Projekt „CO² - Kompensation am Ortsrand“ wo es darum geht, Flächen an der Peripherie der Stadt in eine Art Bürgerwald umzuwandeln. Die Bereitschaft, etwas gegen den Klimawandel zu tun, ist bei den Plönern durchaus ausgeprägt. Ihre Beteiligung an diesem Projekt beinhaltet ein großes Potenzial. Das Einstellen einer Summe in den Haushalt ist als ein erster Schritt zu begrüßen. Damit es den Bäumen in der Stadt weiterhin gut geht, mahnt er die Vermeidung von Streusalz an. Viele Grundsckseigentümer wissen wahrscheinlich gar nicht, dass die Verwendung von Auftausalz nur in Ausnahefällen, wie Blitzeis oder Eisregen, erlaubt ist. Wie sonst ist es zu erklären, dass in den Baurkten Streusalz in Großgebinden zum Verkauf angeboten wird. In normalen Wintern sind nur abstumpfende Mittel erlaubt. Pflanzen und Tiere werden dafür dankbar sein. Ein ähnliches Verbot gilt übrigens auch für chemische Keulen, wie z. B. Round Up, zur Unkrautbekämpfung. Auch diese Mittel haben auf den Grundstücken nichts verloren. Ihr Einsatz ist hier definitiv verboten. Auch das Abflammen von Flächen findet nicht seinen Beifall. Er bittet zu bedenken, dass davon betroffene Kleinstlebewesen ihren Platz in der Natur haben. Wer dem Unkraut mit einem Kunststoffvlies und darauf gestreuten Kieseln begegnen will, und damit einen zwar pflegeleichten, aber sterilen Steingarten schafft hat nicht verstanden, wie wichtig eine artenreiche Grüngestaltung für Insekten und Kleinsäugetiere ist. Er bittet des Weiteren darum, dass dauerhaft ein Verbot von künstlichen Steingärten in die Bauleitplanung aufgenommen wird. Ebenso wichtig ist die Verwendung von versickerungsfähigem Steinpflaster, dass in immer größerer Vielfalt im Handel angeboten wird. Damit kann das Regenwasser überall im Erdreich versickern. In Plön gelangt fast alles auf kürzestem Weg in die Gewässer. In diesem Zusammenhang erinnert er an eine Initiative der Plöner Politik gegen das unmittelbare Einleiten von verschmutztem Oberflächenwasser der Bundesstraßen. Dies hat bewirkt, dass der Landesbetrieb Straßenbau Maßnahmen eingeleitet hat mit denen dafür gesorgt werden soll, dass dieses Oberflächenwasser nicht mehr völlig ungeklärt in die Plöner Seen gelangt. Dies kann aber wirklich nur der Anfang sein. Er bittet die Selbstverwaltung darum, hier am Ball zu bleiben und weitere Maßnahmen voranzutreiben. Zu den wichtigsten Indikatoren für eine intakte Natur in Plön gehört natürlich auch die heimische Vogelwelt. Aufgrund der leider aufgeräumten Ackerfluren außerhalb der Städte hat der innerstädtische Bereich einen ganz besonderen Beitrag für den Erhalt vieler Arten zu leisten. Er bittet darum, den Singvögeln zu denen auch die Saatkrähen gehören eine Chance zu geben, in dem Projekte, wie das kürzlich gestartete Programm „Stadtgrün naturnah“, unterstützt werden.

 

Eine beispiellose und dramatische Naturveränderung ist der Schilfrückgang, insbesondere am Großen Plöner See. Gut 98 % der ehemals ausgedehnten Röhrichtgürtel sind verschwunden, und damit ein unverzichtbarer Lebensraum für unzählige Tier- und Pflanzenarten. Das Schilfsterben raubt den Wasservögeln ihren Schutz und ihre Brutmöglichkeiten. Viele Singvogelarten sind betroffen. Während seiner Amtszeit hat sich die Universität Hamburg in einem Schilfprojekt ausgiebig mit dem Thema beschäftigt und Gründe, wie Gänsefraß, zu hohe Wasserstände, Beschattung und natürliche Alterungsprozesse des Schilfs genannt. Es wurden jedoch als Folge dieser Untersuchung keinerlei Maßnahmen eingeleitet. Er persönlich hält für dieses Problem eine nicht durchdachte Wasserstandsführung für ursächlich. Während der Wintermonate hatte der See über Jahre hinweg einen durchweg zu hohen Wasserstand, was zu Auswaschungen, besonders unterhalb der Wurzelteller der Uferbäume, führt. Eine Änderung dieser Situation würde automatisch zur Wiederansiedlung von Röhricht führen. Er bittet die Stadt Plön eindringlich darum, im Hinblick auf eine sinnvolle Wasserstandsregelung tätig zu werden. Bereits 2018 bat er den Plöner Bürgermeister, das Stauziel des Großen Plöner Sees nach unten zu korrigieren. Er hofft, dass dies weiter verfolgt wird. Das gilt umso mehr im Hinblick auf den Klimawandel, der möglicherweise Starkregenereignisse erwarten lässt, die unkontrolliert hohe Wasserstände zur Folge haben. Soweit sollte es keinesfalls kommen. Er schließt seinen Bericht mit einem Dank an die gesamte Verwaltung einschließlich der beiden Bürgermeister Jens Paustian und Lars Winter, wobei Herr Kuhnt Frau Becker Rußer und Frau Duwe hervorhebt, mit denen die Zusammenarbeit stets sehr konstruktiv und erfreulich war. Letztlich geht sein Dank an die Selbstverwaltung, und damit an jedes einzelne Ratsmitglied, für das ihm entgegen gebrachte Vertrauen. Er schließt seinen Dank an die Presse für eine immer faire Berichterstattung an.

 

Ratsherr Weber bedankt sich bei dem scheidenden Umweltbeauftragten für seine mahnenden Worte und äert die Hoffnung, dass diese auf fruchtbaren Boden fallen. Dem Abschlussbericht war zu entnehmen dass diesem das Thema Umweltschutz sehr am Herzen liegt. Ratsherr Weber bedankt sich sodann bei Dipl. Ing. Kuhnt im Namen der Ratsversammlung für seine sechzehnjährige Tätigkeit als Umweltbeauftragter der Stadt. Gleichwohl der Abschied sehr bedauert wird, bringen die Ratsmitglieder ihr Verständnis dafür auf, dass er nun die Prioritäten in seinem Leben neu ordnen möchte. Kuhnt hat sich in den Jahren seiner Tätigkeit großen Respekt erworben und mit seiner fachlichen wie sozialen Kompetenz und durch Fleiß und Beharrlichkeit Vieles erreichen können. Ratsherr Weber erwähnt last but not least, dass er immer unabhängig und neutral geblieben ist, was in dieser Position von besonderer Bedeutung ist. Sein Einsatz galt dabei in erster Linie dem Umweltgeschehen, wobei er nie den Blick auf das Stadtleben sowie auf die Bedürfnisse einer touristischen Region verloren hat. Er wünscht Dipl. Ing. Kuhnt viel Erfolg für den neuen, auf seinem Campingplatz geplanten Stellplatz für Wohnmobile. Die Stadt möchte dessen Attraktivität mit einem Geschenk von sechs Nistkästen, eines von jeder Fraktion der Ratsversammlung, erhöhen.

 

Abschließend geht Bürgermeister Winter auf die Danksagung Kuhnts an die Mitarbeiter:innen der Verwaltung, speziell Frau Becker Rußer und Frau Duwe, ein. Aber auch die Verwaltung hatte und hat eine besondere Beziehung zu dem langjährigen Umweltbeauftragten. Dieser ist in Notfällen immer für die Verwaltung eingesprungen, obwohl er ein Beauftragter der Selbstverwaltung war. Wenn Personalengpässe eintraten, hat er r die Verwaltung Verwaltungsarbeit geleistet. Wenn die Umweltfachkräfte, z. B. in Krankheitsfällen, verhindert waren, half er an jedem Tag und zu jeder Zeit spontan. Deshalb haben die Mitarbeiter:innen auch einen Dank der Stadtverwaltung gewünscht. Um diesem Ausdruck zu verleihen, übergibt der Bürgermeister Herrn Kuhnt einen Apfelbaum, der mit vier unterschiedlichen Sorten veredelt worden ist. Dazu überreicht Bürgermeister Winter ein Buch über die Kommunikation von Bäumen untereinander. Er kann sich vorstellen, dass Herr Kuhnt außerhalb der Campingsaison Zeit und Muße zur Lektüre finden wird.

 

Ratsherr Buth stellt den Antrag zur Geschäftsordnung, die Sitzung zu unterbrechen.

 

Dieser wird von der Bürgervorsteherin zur Abstimmung gestellt und mehrheitlich abgelehnt.